Es ist ein wenig hinkender Vergleich zwischen einer etwa 8 Jare alten Crop Kamera und einem neuen Vollformat Topmodell. Jedoch sind beide Kameras im Profibereich angesiedelt und ich möchte hauptsächlich auf das Handling und die Haptik eingehen, die Bildqualität beleuchte weniger.
Was hat mich eigentlich zu diesem Vergleich bewogen? Ich besitze seit etwa 7 Jahren die Nikon D300s – ein zuverlässiges Profimodell von Nikon, welches sich zu seiner Zeit anderen Kameramodellen eine Welt voraus war. Obwohl sie keine Vollformatkamera ist, war sie den größeren Modellen ebenbürtig. Angefangen hatte ich mit einer Nikon D60, welche ein vollkommenes Anfängermodell war. Durch eine Hochzeit wurde ich auf die D300s aufmerksam und entschied mich in Windeseile auf ein Upgrade.
Als ich die D300s zum ersten Mal in der Hand hielt, merkte ich sofort, dass dieses recht schwere und Robuste Magnesiumlegierug sehr gut in der Hand liegt und dadurch eine Wertigkeit ausstrahlt. Nikon gibt das Gewicht mit 840 gramm ohne Akku, Gehäusedeckel, Speicherkarte und Monitorabdeckung an. Mehrere Stürze und Rempler hat sie ohne weiteres einstecken können und auch Einflüsse wie Regen, Staub (Holi) und Schnee haben ihre Funktion nicht beeinflussen können. Die D750 hingegen ist mit 740 gramm um einiges leichter und durch den Tiefen Griff liegt sie ein wenig besser in der Hand.
Das obere Display ist bei der neuen D750 ein wenig eingeschrumpft, was zu lasten der Informationen geht. Mir persönlich hat das größere Display mehr gefallen, da damit alle für mich notwendigen Informationen abgebildet wurden.
Beide haben den Bewährten Autofokus von 51 Messfeldern mit 15 Kreuzsensoren. Praktisch empfinde ich die Geschwindigkeit mit dem selben Glas (Nikkor 24-70 f2.8) auf der D300s agiler und Präziser. Selbst bei dem Vorgänger D300, welcher den selben AF besitzt, ist die D300s fixer unterwegs. Bei der D750 gibt es die Möglichkeit Messfelder zu gruppieren, was die Fokusmöglichkeit und Zielsicherheit erhöht. Ich bin oft in dunkler Umgebung mit den Kameras, z.B. in Discotheken bzw. Tanzveranstaltungen unterwegs. Dabei habe ich einen kleinen Vorteil durch die Gruppierung empfunden, dadurch ist hier die D750 im Vorteil.
Auch die Blitzgeschwindigkeit lässt sich bei beiden Erwartungsgemäß auf FP-Kurzzeit einstellen. Das heißt, dass beide Kameras den externen (empfehlenswerten) Blitz einsetzen können, wenn die Verschlussgeschwindigkeit schneller als 1/200 bzw. 1/250 Sek. sein sollte. Bei der maximalen Verschlussgeschwindigkeit liegt die D300s mit 1/8000 Sek. vorn gegenüber der D750 mit 1/4000 Sek. Bei besonders heller Umgebung oder wenn Geschwindigkeiten eingefroren werden sollen, ist damit die ältere D300s somit einen Tick schneller.
Apropos Geschwindigkeit. Die maximale Bildrate ist besonders bei Sportaufnahmen interessant. Die D300s schafft bis 8 Bilder pro Sekunde, die D750 lediglich 6 Bilder pro Sekunde. Nun muss man aber dazu sagen, dass ich bei der D750 6 Bilder mit 24 Megapixel, 14 Bit in RAW und JPG parallel aufnehmen kann. Somit ist sie in Kombination – Qualität und Geschwindigkeit – der D300s überlegen. Bei Sportaufnahmen, wo es lediglich um Geschwindigkeit geht, würde ich die D300s bevorzugen, auch im Hinblick auf den Crop Faktor 1,5.
Somit komme ich gleich auf den Vergleich zwischen Vollformat und Cropformat. Seit langer Zeit beruhen meine Bildlichen Ergebnisse auf einem 24-70 mm Nikkor Objektiv. Dieses Objektiv funktioniert tadellos auf DX und FX Kameras. Dies ist die Bezeichnung von Nikon für Cropformat (DX) und Vollformat (FX) Kameras. Objektive, die nur für DX gedacht sind, tragen die Bezeichnung DX am Objektiv. Nun habe ich das 24-70 auf einer DX Kamera betrieben. Das ist im Prinzip nicht ungewöhnlich, aber der Cropfaktor von 1,5 bedeutet, dass bei dem Objektiv die mm Angabe „mal 1,5“ berechnet werden muss. Umgedreht, wenn man FX nutzt und auf DX umrechnen möchte, muss man „durch 1,5“ rechnen. In der Praxis heißt es also, wenn ich das 24-70mm auf einer Vollformat nutze, ist es so, als ob ich ein 16-50 Objektiv auf einer „gewöhnlichen“ DX Kamera nutze. Ergo, möchte ich einen weiteren Winkel mit dem Objektiv fotografieren, nutze ich die Vollformatkamera – möchte ich jedoch mehr in die „Ferne“ fotografieren, setze ich es lieber auf die Crop-Kamera drauf. Canon-Nutzer haben eine Vollformatkamera, wenn sie eine 1D, 5D oder 600D Kamera nutzen. Andere sind gewöhnlich Cropformatkameras. Der größte Vorteil von Vollformat ist der größere Bildsensor. Dieser kann mehr Pixel aufnehmen – einige Vollformatkameras schaffen sogar 36 oder 50 Megapixel – der wesentliche Vorteil ist aber, dass durch den größeren Platz und dadurch auch durch die größeren Pixel die Bildqualität wesentlich besser wird und das Bildrauschen abnimmt.
Die Einstellmöglichkeiten lassen bei beiden Kameras kaum Wünsche offen, jedoch ist die D300s direkter. Ich habe den Eindruck, dass die D750 Elemente aus dem Verbraucherbereich entlehnt hat. Dies merke ich besonders an den Einstellungsmöglichkeiten und dass die Möglichkeit einer Vollautomatik besteht. Die D300s begnügt sich den effektiven Möglichkeiten „Manuell, Zeitautomatik, Blendenautomatik und Programmautomatik“ – Damit lassen sich alle fotografischen Elemente Abbilden, die man sich wünschen kann und die Vorkommen können.
Die Funktion von WIFI bei der D750 ist durchaus komfortabel, jedoch kann man dies auch bei einer D300s mit Wifi SD Karten abbilden. Damit lässt sich zwar keine Fernauslöser oder Live View betreiben, jedoch die wichtigste Möglichkeit, die Bilder schnell aufs Smartphone zu transportieren um sie zu versenden oder auszudrucken.
Die Speichermöglichkeit ist bei beiden hervorragend, 2 Speicherkartenfächer mit der der Möglichkeit eine Spiegelung einzustellen (Wenn eine Karte defekt ist, sind die Bilder noch auf der 2. Karte), eine Reservemöglichkeit (Wenn die eine Karte voll ist, wird die 2. Karte genommen) oder RAW/JPG getrennt. Somit werden auf der einen Karte RAW Daten (Rohdaten, bei Nikon heißen sie NEF) und auf der anderen Karte JPG (in der Regel die kleineren Dateien) zu speichern. Der einzige Unterschied ist, dass die D300s ein SD und ein Compactflash Steckplatz und die D750 zwei SD Steckplätze hat. Meine persönliche Meinung ist, dass CF (Compactflash) Karten langlebiger sind. Selbst eine Sandisk Speicherkarte hat es bei meiner D300s nicht länger als 2 Jahre ausgehalten, bis sie mechanisch defekt war. Von der Speicherkartengröße kann ich mindestens 64GB Karten mit mind. 95 MB/Sekunde empfehlen, da ein Bild im RAW (NEF) Format mit 35 MB und JPG mit 16 MB zu Buche schlagen.
Die ISO-Empfindlichkeit ist ein weiter Punkt um die Geräte zu vergleichen. Hierbei muss aber gesagt werden, man vergleicht hier 2 verschiedene Kamerawelten miteinander. Einerseits einen 7 Jahre alten Crop Sensor mit 12 Megapixel gegen einen Vollformatsensor mit 24 Megapixeln antreten zu lassen, ist wie ein 20 Jahre altes Auto gegen einen neuen Oberklassewagen zu bewerten. Die Fakten sind jedoch, dass beide Sensoren qualitativ sehr hochwertige Bilder abliefern. Die 24 Megapixel braucht man in der Regel nicht, sie dienen höchstens zum beschneiden von Bildern, wobei die Qualität nicht so sehr einbüßt. Tagsüber gibt es kaum Unterschiede, jedoch gibt es auch schwierige Situationen, wie zum Beispiel GoKart Fotos oder Tanzaufnahmen ohne Blitz, sieht man erst die Möglichkeiten, welche diese Vollformat bietet. Die rohen Zahlen der beiden sprechen die ersten Bände. ISO 3200 gegen ISO 12800 (ohne Erweiterung. Mit Erweiterung bietet die D300s maximal ISO 6400 und die D750 ISO 51.200. Praktisch gesehen muss man immer entscheiden, wofür man später die Fotos verwenden möchte. Als Hochglanz Ausdruck würde ich so wenig ISO wie möglich wählen. Für WEB Veröffentlichungen, wo man später eh nicht so viel am Bildrauschen erkennt, würde ich vom ISO hoch gehen. Erfahrungsgemäß hat die D300s bei ISO 200 sehr gute Bilder abgeliefert, bei ISO 3200 jedoch wurden die Aufnahmen blass und lediglich durch Nacharbeit mit Lightroom halbwegs ansehnlich. Die D750 wiederum ist für den ISO geboren. Die Aufnahmen werden selbst mit ISO 6400 noch sehr knackig und Kontrastreich. Klar, ist das Rauschen auch dort vorhanden, aber nicht in dem Ausmaß wie bei der D300s. Sollte man die Bilder dann nur im WEB veröffentlichen wollen, ist auch hier Problemlos ISO 12.800 möglich mit der nachträglichen Berechnung der Bilder auf eine maximale Kantenlänge von 800 Pixeln.
Die Monitore haben die selbe Größe, jedoch hat die D750 eine weitaus höhere Auflösung, was die Aufnahmen sehr gut aussehen lässt. Vorteilhaft an der D750 ist auch der nach oben und unten schwenkbare Monitor.
Mit Videoaufnahmen habe ich bisher wenig bis gar nicht experimentiert. Beide bieten sie an, jedoch nimmt die D300s mit HD (720) und die D750 mit 1080p auf.
Die Bildfeldabdeckung ist laut Nikon bei 100% – Dies kann ein Vorteil und ein Nachteil zugleich sein. Der Vorteil ist, dass man das was man durch den Sucher sieht auch auf dem Bild hat. Wenn man jedoch sehr nah schon beim fotografieren beschneidet, hat man später keine Möglichkeit den Rand zu nutzen. Dies sollte man beachten.
Mein Fazit: Ich habe mir die D750 als Einstieg in den Vollformatsektor gekauft mit der Erwartung, die D300s abzulösen. Durch die aktuelle Praxis mit dem Gerät finde ich, sie ist lediglich eine gute Ergänzung wenn es darum geht, in lichtschwacher Umgebung gute Fotos zu produzieren, eventuell sogar ohne Blitz. Einen Ersatz stellt sie nicht dar, auf Grund der Möglichkeiten, welche die D300s noch bietet. Empfehlenswert ist sie auf jeden Fall und auch eine gute Alternative zur D4s – technisch bietet die D4s eine höhere Bildrate und weniger Bildrauschen durch höhere ISO Möglichkeit und weniger Auflösung (16 Megapixel) dafür den 3-fachen Preis zu zahlen ist sicherlich nur bedingt sinnvoll.
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